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Der Werkstoff Holz ist ein phantastisches Material.
Aber auch ein eigenwilliges Material.
Die Kenntnis einiger grundlegender Eigenschaften und Verhaltensweisen erleichtert die Arbeit und hilft, Enttäuschungen vorzubeugen.

Holz “arbeitet”:
Dass Holz “arbeitet” ist sprichwörtlich. Was da genau passiert, ist vielen nicht so klar. Mit “Arbeiten” bezeichnet man die Maßänderungen des Holzes durch wechselnde Feuchte, mit “Schwinden” das Kleinerwerden beim Trocknen. Das Wichtigste: Holz hat drei verschiedene Schwundmaße. Bei schlagfrischem, “grünen” Holz betragen diese in etwa: 0,1 - 0,5 % in der Länge, 3 - 6 % im Durchmesser und 6 - 12 % im Umfang. Die Werte schwanken  je nach Holzart. Um diese Beträge schwindet das Holz beim Trocknen. Aber: auch “trockenes” Holz arbeitet weiter: bei jedem Wechsel der Luftfeuchte nimmt es Feuchte auf oder gibt sie wieder ab, das Holz quillt oder schwindet, wenn auch nur noch mäßig.

Baumscheibe

Holzfeuchte:
Die Holzfeuchte wird in Prozent angegeben und errechnet sich hier bei uns aus dem Gewicht des Wassers im Holz, geteilt durch das Darrgewicht des jeweiligen Holzes. “Dry base” nennt man im Englischen diese Art der Feuchteangabe, im Gegensatz zu “wet base”, wie sie im englischen Sprachraum üblich ist: dort wird die Feuchte auf das Gesamtgewicht bezogen und nicht auf das Darrgewicht, wie bei uns üblich! Praktisch wird die Holzfeuchte mehr oder (meistens!) weniger genau mit einem Holzfeuchtemesser ermittelt. Wer es genauer wissen will, trocknet eine Holzprobe bis zum Abwinken. Durch Wiegen vorher und nachher läßt sich dann die Feuchte errechnen. Schlagfrisches Holz hat im Kernholz eine Feuchte von ca. 30 %, im Splintholz bis weit über 100 %. Diese Werte hängen sehr stark von der Holzart und auch vom Zeitpunkt der Fällung ab. Unter Dach im Freien stellt sich eine Holzfeuchte von ca. 20 % ein, in geschlossenen Räumen ca. 14 %, in zentral beheizten Wohnräumen 8 % oder weniger.

so viel Wasser

So viel Wasser steckt in Buchenholz

Bretter

Bretter “werfen” sich beim Trocknen

Trocknung:
Nasses oder feuchtes Holz ist, von Ausnahmen abgesehen, nicht auf lange Sicht lagerbar. Die Natur startet umgehend mehrere Recycling-Prozesse: Insekten, Pilze und Mikroorganismen zersetzen das Material. Um das zu vehindern, müssen wir das Holz trocknen. Denn ohne Wasser kommen alle drei Zersetzungsprozesse zum Erliegen.  Auch ohne unser Zutun trocknet das Holz durch Feuchtigkeitsaustausch mit der Umgebungsluft. Im Freien langsamer und weniger stark als in Wohnräumen.

Holztrocknung ist jedoch ein Balanceakt: trocknet man es zu langsam, dann sind die Pilze und Mikroben schneller. Trocknet man es zu schnell, dann reißt es. Denn außen, wo die Luft hin kann, trocknet das Holz zuerst. Entsprechend schwindet es dort zuerst und wenn dabei die Festigkeit des Holzes überschritten wird, gibt es Risse. Dem kann man gegensteuern, indem man das Holz langsam trocknet. Für ganze Stämme, die “nass” verarbeitet werden sollen, bedeutet das: Rinde dran lassen, relativ feucht lagern. Als Lagerplatz empfiehlt sich: entweder ein Ort im Freien, wo es das Holz evtl. auch manchmal anregnet, schattig, vor zu viel Luftbewegung geschützt. Oder ein mäßig feuchter, kühler Keller. Oder in einem großen Pappkarton, gefüllt mit Hobelspänen. Diese transportieren die Feuchtigkeit nur langsam nach außen. Wenn das Holz so ca. 1/2 Jahr angetrocknet ist, kann man es trockener lagern

Nassholz-Drechseln
Die oben dargestellten, unterschiedlichen Schwundmaße führen bei der Trocknung ab einer gewissen Dicke fast zwangsläufig zu Rissen. Auch nimmt die erforderliche Trockenzeit immer mehr zu. Hier setzt das Nassholz-Drechseln an. Das Prinzip ist simpel: das Holz im nassen Zustand drehen und dann trocknen. Denn damit kann man wieder relativ dünnes Holz in annehmbar kurzer Zeit trocknen. Dabei gibt es zwei grundsätzliche Wege: entweder sofort komplett fertigstellen und dann trocknen. Oder zuerst nur grob vordrehen, dann trocknen und anschließend fertigdrehen. Der erste Weg führt zu “verzogenen” Objekten, der zweite Weg zu kreisrunden, exakt symmetrischen.

So einfach sich das anhört, der Teufel steckt im Detail. Will man das nasse Stück gleich fertigstellen, muss man evtl. nasses Holz schleifen. Geht man den zweiten Weg, erfordert die Trocknung einiges an Erfahrung und Wissen. Aber es ist möglich und die Mühe wird mit schönen Schalen, Schüsseln oder sonstigen Objekten belohnt, die keine Leimfuge aufweisen.


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